Überfischung und Beifang auf den Weltmeeren

Nur wenige Salzwasserfischarten kommen heute aus einer Zucht. Die meisten Salzwasserfische werden nach wie vor auf den Weltmeeren gefangen. Mit dem Wachstum der Bevölkerung und deren starken Nachfrage nach billigem Fleisch verlegen die Staaten ihren Fischfang in immer weiter entferntere Regionen. Die ausgelegten Fischereinetze der täglich operierenden Fischfangflotten ergeben eine Gesamtlänge mit der man vierzig Mal die Erde umspannen kann. Da nach wie vor mehr Fische gefangen werden, als diese sich selbst wieder vermehren können, bleibt meistens nichts anderes zurück als eine grosse Leere.

Bis zu sechzig Kilometer lange Treibnetze oder Schleppnetze werden von der kommerziellen Industriefischerei durchs Meer gezogen und nehmen alles auf, was gerade durchschwimmt, ob verwertbar oder nicht. Alles nicht Verwertbare wird als Beifang bezeichnet und anschliessend wieder verletzt oder tot ins Meer zurück geworfen. Jedes Jahr werden auf unseren Meeren bis zu 39 Millionen Tonnen Beifang tot und ungenutzt über Bord geworfen (darunter 300’000 Wale und Delfine sowie über 340’000 Seehunde). In solchen Treibnetzen verenden nicht nur unzählige kleinere Fischarten, welche nicht weiterverwertet werden können, sondern auch Schildkröten, Delfine und Haie. Sogar Pottwale finden in diesen Netzen ihr Ende.
Allein im Mittelmeer fangen ungefähr 600 italienische Schiffe Schwertfisch mit Treibnetzen, die im Durchschnitt 12 Kilometer lang sind. Aneinander gereiht könnte man sie zweimal von Gibraltar bis nach Beirut spannen. Die Beifangraten sind dabei extrem hoch: Nur 18 Prozent der gefangenen Tiere sind Schwertfische, der Rest besteht aus anderen Arten – darunter etwa 8’000 Streifendelfine, die jedes Jahr tot im Meer zurückbleiben.

Grundschleppnetze werden für den Fang von Grundfischen wie Scholle, Seezunge, Garnelen und anderen Krebstieren eingesetzt, welche auf dem Meeresgrund leben. Im Meeresboden werden zudem auf natürliche Weise Unmengen an CO2 gespeichert. Grundschleppnetze werden in Wassertiefen von 100 bis 2000 Meter über den Meeresboden gezogen und zerstören so ziemlich alles, was dort lebt.
Das Fischen mit Grundschleppnetzen ist die zerstörerischste legale Fischereimethode mit Beifangraten von bis zu 90 Prozent und dem Verlust von tonnenweise Dolly Ropes (rote oder blaue Scheuerfäden aus Polyethylen). Beim Fischen mit Grundschleppnetzen wird der ganze Meeresgrund aufgewühlt und das dort enthaltene CO2 kann entweichen. Durch diese Art der Fischerei wird jährlich mehr CO2 freigesetzt als der weltweite zivile und militärische Flugverkehr zusammen.

Beim Langleinenfischen werden Kunststoffseile von oft mehr als hundert Kilometern Länge im Meer ausgelegt, welche mit Tausenden köderbestückten Haken versehen sind. Mit Auftriebskörpern werden diese Leinen nahe an der Wasseroberfläche gehalten. Als Köder wird Fisch, Tintenfisch und in manchen Fällen sogar frisches Delfinfleisch verwendet. Durch diese Köder werden neben anderem auch Haie, Delfine und Schildkröten angelockt, welche sich in diese Haken verbeissen und beim Einholen der Leinen getötet werden.
Auch Albatrosse und andere Seevögel schnappen nach den gefährlichen Ködern und kommen von den Haken nicht mehr los. Allein vor der afrikanischen Atlantikküste sterben gemäss einer Studie der Naturschutzorganisation WWF und Birdlife jährlich mehr als sieben Millionen Haie und Rochen als unerwünschter Beifang der Langleinenfischerei. Rund 34’000 Seevögel und mehr als 4’000 Meeresschildkröten verendeten so allein vor den Küsten Namibias, Angolas und vor der südafrikanischen Westküste. Weltweit sterben jährlich 100’000 Albatrosse allein durch die Langleinenfischerei. Bei der kommerziellen Langleinenfischerei nach Thunfisch kann der Beifang über 90 Prozent betragen, beispielsweise werden dabei 4-5 mal mehr Haie getötet als Thunfische gefangen.

Bei der heutigen kommerziell industrialisierten Fischerei werden nicht nur unnötig viele Fische getötet, sondern sie tragen auch unmittelbar dazu bei, dass ganze Fischbestände ausgelöscht werden. Das Vorgehen dieser Fischfangflotten ist vergleichbar mit einem Obstbauer, der zur Erntezeit nicht auf den Baum steigt um die Äpfel zu pflücken, sondern einfach den ganzen Baum umsägt um an die Früchte zu gelangen.

Gemäss Yaqu Pacha und der World Association of Zoos and Aquariums werden unsere Meere bis zum Jahr 2048 dem kompletten Zusammenbruch nahe sein – verursacht durch Überfischung, getöteter Beifang und dem ins Meer geleiteten Plastik, Abfall und Chemikalien. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO sind heute bereits mehr als 70 Prozent der Fischbestände überfischt. Zu viele technisch hochgerüstete Fangschiffe in den Weltmeeren konkurrieren um zu wenig Fisch. Die meisten Speisefische werden gar nicht mehr alt genug, um sich zu vermehren.

Abhilfe kann weder von Regierungen noch von den Fischereiverbänden erwartet werden. Man muss sich bewusst sein, dass jeglicher Konsum von Fisch eine direkte Nachbestellung beim Fischhändler ist, denn die Nachfrage bestimmt schliesslich das Angebot. Das heisst, solange Fisch konsumiert wird, werden von der Fischindustrie auch weiterhin Fische gefangen, getötet und geliefert – und dies erbarmungslos bis die Meere leer sind!

(Quelle: Diverse)