Antarktis Krillfischerei
Krill gehört zu den Schlüsselarten des sensiblen Ökosystems in der Antarktis. Die kleinen Krebstiere bilden die Hauptnahrungsquelle für dort lebende Wale, Pinguine und Robben. Ohne Krill ist das Leben auf und unter dem Eis nicht denkbar. Gesunde Krillbestände sind die Nahrungsgrundlage am Südpol. Krill deckt 96% des Kalorienbedarfes für verschiedene Seevögel und Säugetiere auf der antarktischen Halbinsel ab.
Der Klimawandel sorgt für das Schmelzen der Polkappen und eine Verringerung der Eisflächen. Das schmelzende Eis hat einen Einfluss auf die Krebstiere, die in der Antarktis ihre Eier legen und sich im Winter dort ernähren müssen. Die Temperatur steigt Jahr um Jahr weiter an und die Konsequenzen für den Krill werden immer extremer um dort zu überleben. Hinzu kommt, dass die industrielle Krillfischerei stark am Aufrüsten ist und sich immer weiter in der Antarktis ausbreitet. Seit 1970er Jahren hat sich die Menge an Krill in unseren Weltmeeren bereits um 80% verringert.
Norwegen steht an der Spitze des weltweiten Marktes für Krillfischerei. Neben Norwegen gibt es noch andere Länder, die im vergangenen Jahrzehnt in den antarktischen Gewässern fischten, unter anderem China, Südkorea, Japan, Russland, Ukraine, Polen und Chile.
Russland, das in den 1980er Jahren unter der Sowjetunion die Krillfischerei in der Antarktis dominierte, hat ebenfalls über 600 Millionen Euro in die Krillfischerei investiert und fünf neue, schwergewichtige Fangschiffe in Auftrag gegeben. Das ist beunruhigend, denn alle Entscheidungen der Antarktis-Kommission CCAMLR müssen einstimmig von ihren Mitgliedern genehmigt werden, und Russland hat seit 2017 gemeinsam mit China stets sein Veto gegen alle neuen Meeresschutzgebiete in der Antarktis eingelegt, die die Krillfischerei in irgendeiner Weise betreffen würden. Im November 2022 haben sie es auf der Jahrestagung der CCAMLR erneut getan und darauf bestanden, dass es im eigenen Interesse der Krillfischerei-Industrie sei, sich selbst auf nachhaltige Weise zu regulieren.
Die Nachfrage nach Fisch steigt weltweit weiter an, aber die Fischbestände sind bereits heute grösstenteils überfischt. Krill wird deshalb oft als Zusatzfutter für Zuchtfische verwendet, insbesondere bei Lachszuchten. Konsumenten, die denken, dass sie Wildbestände dadurch schützen, indem sie Fisch aus Zuchten essen, ist nicht bewusst, dass sie dadurch trotzdem den Fischen und dem Krill in den Ozeanen schaden.
Laut eines Berichtes der Global Industry Analysts wird der Marktanteil für Krill Öl in den nächsten Jahren von 500 Millionen Euro auf über 880 Millionen Euro ansteigen. Fischzucht (wo wie erwähnt Krill als Futtermittel verwendet wird) ist der weltweit am schnellsten wachsende Lebensmittelsektor.
Krill wird zudem sinnlos zu Hunde- und Katzenfutter verarbeitet oder es wird Zuchtlachs damit eingefärbt. Für den menschlichen Konsum werden die Krebstiere als überflüssige Nahrungsergänzungsmittel angeboten, indem sie als Quelle von Omega-3-Fettsäuren in Kapselform auf den Markt kommen. Die grössten Abnehmer dafür sind die USA, China und Deutschland.
Für den menschlichen Organismus sind Omega-3-Fettsäuren natürlich unverzichtbar, daran besteht kein Zweifel. Im Normalfall wird der Tagesbedarf jedoch bereits durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt, egal ob diese aus Fisch oder Fleisch besteht oder ob sie vegetarisch oder vegan ist. Wer dennoch auf zusätzliches Omega-3 angewiesen ist, findet sehr leicht gleichwertige pflanzliche Alternativen, wie etwa Leinsamenöl oder Produkte auf Algenbasis.
Dass Krill ein Wachstumsmarkt ist hat eher mit geschickter Werbung zu tun als mit tatsächlichem Bedarf. Das Marketing für Omega-3-Pillen ist sich sogar nicht zu schade, mit Kaiserpinguinen auf der Verpackung zu werben. Also genau jenen Tieren, welchen tonnenweise das kostbare Futter vor dem Schnabel weggefischt wird.
Die Krillfischerei ist noch aus einem weiteren Grund problematisch und der liegt an der Besonderheit des Terrains. Weil die Fanggründe in der Antarktis so entlegen sind, übergeben die meisten Krilltrawler ihre Ladung regelmässig an riesige Kühlschiffe. Diese bringen den Fang an Land, während die Trawler selbst vor Ort bleiben und weiterfischen. Die Krillfangschiffe ankern während des Umladens oftmals in geschützten Gewässern wodurch der Lebensraum am Meeresboden durch die Anker grossen Schaden nehmen kann. Damit wird die Empfehlung der Antarktis-Kommission CCAMLR gezielt missachtet genau dies zu vermeiden.
Die Fischereiunternehmen gehen trotz Beteuerungen ihrer Nachhaltigkeit keineswegs rücksichtsvoll mit dem Lebensraum um. Die Krillfischerei findet insbesondere an der Nordspitze der Antarktischen Halbinsel statt und überschneidet sich stark mit den Nahrungsgebieten der Wildtiere.
Das sensible ökologische Gleichgewicht in der Antarktis braucht Schutz. Die Antarktis und ihre Bewohner leiden stark unter der Klimaerwärmung und der industriellen Krillfischerei. Der Verzicht auf Fischprodukte und die Errichtung neuer Meeresschutzgebiete würden verhindern, dass die Krillfischerei weiter in die eisfreien Gebiete vordringt.
(Quelle: www.seashepherd.ch / www.greenpeace.de)