Unterwasserlärm in Meeren und Ozeane
Im Lebensraum Meer ist die Akustik von zentraler Bedeutung. Doch unter Wasser wird es immer lauter. Der Lärm stört die Meereslebewesen massiv. In bestimmten Meeresgebieten hat sich der Schallpegel innerhalb der letzten sechzig Jahre alle zehn Jahre verdoppelt.
Der zunehmende Schiffsverkehr erzeugt einen immer dichteren akustischen Nebel, der die Wahrnehmung der Meeresbewohner verzerrt. Die meterhohen Schiffsschrauben der Riesenfrachter erzeugen einen ohrenbetäubenden Lärm unter Wasser. Zusammenstösse zwischen grossen Schiffen und Walen enden meistens tödlich für die Tiere. Aber auch der Lärm von Ölbohrplattformen und die Luftdruckkanonen zur Erdölsondierung erzeugen einen enormen Lärm, welcher ein Gebiet von bis zu 250’000 Quadratkilometer belastet. Wirbellose Tiere erleiden dadurch innere Blutungen, die bis zum Tod führen können.
Die wohl auffälligste Folge von Unterwasserlärm sind Strandungen von Walen und anderen Meeressäugern. Insbesondere nach Militärmanövern, bei denen Unterwassersonare zum Einsatz kamen, wurden Massenstrandungen beobachtet. Diese Sonare zur Ortung von U-Booten erreichen die Lautstärke startender Weltraumraketen (bis zu 260 Dezibel) und sind unter Wasser im Umkreis von 3’000 Kilometern zu hören. Extreme Schallereignisse wie diese haben Gefässschäden in Hirn, Lungen und anderen Organen zur Folge. Ausserdem kann es passieren, dass die Tiere in Panik geraten und viel zu schnell auftauchen. Dadurch bilden sich Stickstoffbläschen im Blut – die sogenannte Taucherkrankheit. Die nachfolgende Embolie kann tödlich sein.
Wie beim Menschen, bei welchem die absolute Schmerzgrenze bei 120 Dezibel liegt, kann auch bei Meerestieren extreme Lautstärke zu Hörschäden führen. Viele Meereslebewesen sind jedoch für Kommunikation, Orientierung, Beutefang, Gefahrenerkennung und Partnersuche auf ihr Gehör dringend angewiesen. Aber das sind nicht die einzigen körperlichen Folgen; bei Fischen wird zusätzlich die Schwarmstruktur durcheinander gebracht, bei Crevetten wurden Wachstumsstörungen und bei Hummern Zellveränderungen diagnostiziert.
Unterwasserlärm führt dazu, dass Meerestiere aus ihren Lebensräumen flüchten und in diese nicht mehr zurückkehren. Das betrifft manche Arten direkt, andere werden durch die Abwanderung ihrer Beutefische dazu gezwungen. Auch bei der Paarung und beim Säugen der Jungtiere wirkt Unterwasserlärm störend – mit zum Teil schlimmen Folgen, wenn die Art aufgrund anderer Umwelteinflüsse sowieso schon geschwächt ist.
Auf mindestens 55 Arten von Meerestieren wirkt sich der Lärm negativ aus. Eine Reduktion der Geschwindigkeit der Transportschiffe von 10% würde die Lärmbelastung unter Wasser bereits um 40% verringern. Zudem würde der CO2-Ausstoss und die Kollisionsgefahr mit Walen deutlich reduziert. Doch für die Ozeane fehlen noch immer verbindliche Regeln und Grenzwerte betreffend lärmerzeugende Technologien.
(Quelle: www.oceancare.org)