Auf Sand gebaut

Für viele Leute ist der Badeurlaub immer noch die beliebteste Urlaubsart. Unendlich scheinende weisse Strände und Kinder die Sandburgen bauen. Aber was kaum einer weiss: Wir laufen nicht nur am Strand auf Sand. Sand ist im Grunde überall. Wir finden es in Glas, Kosmetikartikeln, Zahnpasta, Mikrochips, Smartphone-Bildschirmen und vor allem in Gebäuden. Mittlerweile sind die Quarzkörnchen gleich nach Wasser zum weltweit am meisten konsumierten natürlichen Rohstoff mutiert. Ohne diese unscheinbare Ressource stände die Welt still. Aber die Körnchen werden immer knapper.

Die Bauindustrie ist der grösste Sandverbraucher überhaupt: Zwei Drittel der Bauwerke sind aus Beton, welcher wiederum zu zwei Drittel aus Sand besteht. Weitere Bestandteile sind Wasser und Zement. Für ein durchschnittliches Einfamilienhaus werden 200 Tonnen Sand und für einen Kilometer Autobahn unvorstellbare 30‘000 Tonnen Sand benötigt. Die Nachfrage nach den kleinen Körnchen ist in den letzten 30 Jahren um 360% gestiegen und wird, angetrieben durch Bevölkerungswachstum und Verstädterung, weiterhin wachsen. China hat in den letzten zwei Jahren mehr Beton verbraucht als die USA in den letzten 100 Jahren.

Für die Bauindustrie bzw. für Beton kann nur Meeressand verwendet werden. Wüstensandkörner sind vom Wind zu rund geschliffen und der Zement kann sich nicht daran anhaften.

Durch den Abbau von Sand an Küstengebieten verschwinden ganze Strände und komplette Inseln. Nachdem die Sandvorkommen an Flussufern und Stränden vielerorts ausgeschöpft sind, konzentriert sich der Sandabbau nun auf den Meeresgrund. Und das zu einem Preis den unsere Umwelt und wir alle zu zahlen haben.
Beim massiven Ausbaggern des Meeresbodens wird der Lebensraum unzähliger Lebewesen zerstört und ganze Korallenriffe werden vernichtet. Ausserdem verschwindet die natürliche küstennahe Sandbarriere und das Salzwasser sickert in den Boden. Dadurch wird das Grundwasser geschädigt und das Land wird für die Landwirtschaft meistgehend unbrauchbar.

Neben diesen Folgen für die Umwelt hat der Sandabbau zudem hohes Konfliktpotential. Um die kostbare Ressource hat sich mittlerweile ein riesiger Schwarzmarkt entwickelt bei dem es um sehr viel Geld geht. In Indien zum Beispiel ist die Sandmafia die grösste kriminelle Vereinigung des Landes, welche jährlich 2 Milliarden Tonnen Sand illegal abbaut und verkauft. Das ist neunmal die Menge des in Deutschland geförderten Sandes. In Marokko kontrolliert die Sandmafia 45% des Sandhandels und räumt dabei ganze Strände leer.

Studien gehen davon aus, dass es schon im Jahr 2100 keine Strände mehr geben wird wenn wir die Sandressourcen der Erde weiterhin so plündern. Wir müssen uns der Sandknappheit bewusst sein und unsere Lebensweise ändern.

Zusätzliche Fakten und weiterführendes Material zum Thema Sandabbau für die Bauindustrie finden Sie hier.

(Quelle: Maike Radermacher – www.trademachines.de)