Geisternetze

In den Ozeanen treiben bis zu 640‘000 Tonnen herrenlose Geisternetze. Jüngsten Schätzungen zufolge machen solche Netze gewichtsmässig bis zu 70% allen Plastiks in den Meeren aus. Allein im Mittelmeer treiben herrenlose Fangnetze mit einer Gesamtlänge von über 1‘300 Kilometern. Seit 1980 werden immer mehr Fischernetze aus robustem Kunststoff hergestellt, der sich im Meer kaum mehr abbaut. Sie bleiben bis zu 600 Jahre intakt und zersetzen sich erst dann langsam zu Mikroplastik, welcher danach wieder weiteren Schaden im gesamten Ökosystem anrichtet.

Geisternetze sind für alle Meerestiere eine grosse und in der Regel tödliche Gefahr. Fische und Wirbellose verheddern sich in den Netzen und werden tödliche Köder für grössere Meerestiere wie Haie, Delfine, Schildkröten und Robben, da sich diese Tiere beim Fressen der Beute auch wiederum in den Maschen der Netze verfangen. Auch unzählige Wale und Meeresvögel kommen durch diese Netze und Fischerleinen ums Leben.

Robben sind von Natur aus neugierig. Ein paar Stupser mit der Nase reichen und schon hat sich das Netz um die Robbe gelegt. Je mehr sich das Tier jetzt wehrt, desto tiefer verheddert es sich in den Schnüren. Es beginnt ein langer Todeskampf, welchen die Robbe ohne Hilfe nicht gewinnen kann.

Seit über 250 Millionen Jahren durchstreifen Meeresschildkröten die Weltmeere. Heute lauern auf ihren Wanderungen überall tödliche Fallen. Verfängt sich eine Schildkröte in den herumtreibenden Netzen, hat es kaum mehr eine Überlebenschance.

Haie halten immer Ausschau nach leichter Beute wie zum Beispiel verletzte oder tote Fische. Geisternetze bieten reichlich davon an. Haie stossen dabei blitzschnell in die Netze hinein, um an die Beute zu kommen. Dabei verfangen sie sich und ersticken qualvoll, weil ihre Kiemen nicht mehr mit sauerstoffreichem Wasser durchflutet werden können.

Kleine Fische verstecken sich gerne in den Geisternetzen. Seevögel stossen wie Torpedos aus der Luft in die Netze hinein, wobei sich ihre Federn wie Widerhaken in den Maschen verheddern. Die Tiere haben kaum mehr eine Chance, sich von selbst aus den Netzen zu befreien.

Nicht einmal Wale, die grössten Meerestiere, sind vor den Geisternetzen und anderem Fischereigerät sicher. Es wurden schon Wale gesichtet, die tonnenschweres Fischereigerät hinter sich herzogen, welches sich bereits tief in ihre Körper geschnitten hatte.

Herrenlose Geisternetze sind jährlich für den sinnlosen Tod von Millionen von Meerestieren verantwortlich.

(Quelle: www.oceancare.org)